CHRONIK der HISTORISCHEN PRANGERSCHÜTZEN VIGAUN
In ein paar Auszügen dürfen wir kurz die große, verantwortungsvolle Vergangenheit der Salzburger Schützen anhand unserer Chronik vorstellen, die Grundlage für unsere weitere Entwicklung in eine gute Zukunft ist.
SCHUTZ DER HEIMAT
Schützen haben, wie schon der Name erahnen lässt, zu schützen.
Die Aufgaben in früherer Zeit waren klar umrissen. Mit dem Gewehr in der Hand schützten sie die Heimat vor fremden Machteinflüssen. „Das Land zu schützen mit Leib und Gut und mit all unserem Vermögen bei Tag und Nacht!“ lautete der Leitspruch der Schützen.
DIE LANDFAHNE
Im Jahre 1439 unter Fürsterzbischof Johann II. von Reisberg kann eine sogenannte „Landfahne“ erstmals erwähnt werden, deren Mitglieder auf freiwilliger Basis aufgenommen wurden. 1494 wurden von Fürsterzbischof Friedrich V. Graf von Schaunberg zur Verteidigung des Fürsterzbistums Salzburg die sogenannten „Feuerschützen“ bzw. die „Landfahne“ als Volksmiliz organisiert. Die Landfahne unterteilte sich in „Fähnlein“, wobei darunter die einzelnen Kompanien des jeweiligen Pfleggerichtes (den heutigen Bezirken vergleichbar) zu verstehen sind. Jedes Pfleggericht hatte eigene Schießstände, bei denen den Mitgliedern der Umgang mit der Waffe beigebracht wurde. In den darauffolgenden Jahrhunderten wurden die Schießstände auch für gesellschaftliche Ereignisse wie sonntägliches Wett- oder Übungsschießen verwendet.
Zum späteren Pfleggericht Golling gehörten 9 Pfleggerichtsgemeinden: Golling, Kuchl, Scheffau, Obergäu, Torren, St.Koloman, Vigaun, Adnet und Krispl. Am 29.09.1859 wurde der Schießstand im Pfleggericht Golling versteigert. Bis zu diesem Zeitpunkt war Vigaun Miteigentümer an diesem Schießstand. Daneben gab es noch weitere Schießstätten in Kuchl und Adnet.
1591 baten die Schützen des Pfleggerichts Golling den Landesfürsten um eine finanzielle Unterstützung, da sich viele junge Burschen zu den Feuerschützen meldeten. Aus diesem Anlass wurde ein jährlicher Zuschuss („Vortel“ genannt) bis in das Jahr 1810 durch den Landesfürsten gewährt.
1603 ÄLTESTE SCHÜTZENORDNUNG
1603 bestätigte Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau die älteste Schützenordnung mit 40 Artikeln. Darin wurden bereits Schützenmeister, Schützenhauptmann und Schießgesellen erwähnt. Die zu erfüllenden Aufgaben wurden durch die jeweiligen Pfleggerichte vorangetrieben. Darunter fielen z.B. Landesstreifen, Arretierungen und Eskortierungen von Verbrechern, das gesamte Polizeiwesen, Paraden an Fronleichnam und nötigenfalls die Landesverteidigung
1618 BIS 1648
DIE SCHRECKEN DES DREISSIGJÄHRIGEN KRIEGES
Man kann ihn als großen Diplomaten bezeichnen Fürsterzbischof Paris Graf Lodron konnte durch sein Geschick Salzburg zum größten Teil von den Kriegswirren verschonen. Natürlich war dies mit hohen finanziellen Leistungen verbunden, die das Land mit seinen Bewohnern schmerzten. Entsprechend den Aufzeichnungen unseres früheren Pfarrers und Ehrenbürgers Geistl. Rat Max Ringlschwendtner (1931-1949 Pfarrer von Vigaun), Nachforschungen unseres langjährigen Schützenobristen Sepp Egger in Zusammenarbeit mit Frau Dr. Friederike Zaisberger vom Landesarchiv Salzburg sowie mehreren Recherchen in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, fällt genau in diese Zeit die Entstehung unserer Schützen! Leider sind einige wichtige Aufzeichnungen von Pfarrer Ringlschwendtner (er datierte die erste Erwähnung der Vigauner Schützen mit dem Jahr 1625), wie auch die erste Vereinsfahne aus 1860 bei der Kirchenrenovierung 1974 verschwunden.
1671
wurden in Golling neue Schießstände errichtet. Im Juni 1695 baten die eingeschriebenen Feuerschützen der „niederen Taugl“ (Grenzbach Bad Vigauns) ihre Schießübungen auf Grund der Nähe in Hallein abhalten zu dürfen, da Golling und Kuchl doch nur mit längeren Fußmärschen erreichbar waren. Dieses Ansuchen wurde im November 1695 aber abgewiesen. Aus dem Jahre 1758 konnten wir eine Quittung aus der Kirchenrechnung Vigauns finden, bei der der damalige Vikar Joh. Jakob Egedacher den Schützen das Pulvergeld zur Teilnahme an der Fronleichnamsprozession bestätigte.
DIE „FREIHEITSKÄMPFE“
Die Freiheitskämpfe am Paß Lueg wurden auf der Tennengauer Seite zum größten Teil unter dem Kapuzinerpater Joachim Haspinger „dem Roten“ geführt. Nach Jahren des Kampfes erhoben sich die Tiroler und Salzburger Schützen im Jahre 1809 abermals gegen die heranrückenden Franzosen und Bayern. Nach einem unverhofften Vorstoß bis Oberalm unter dem Kapuzinerpater scheiterte dieser dennoch nach kurzer Zeit auf Grund der Übermacht der Gegner. Nach Jahren der großen Not kam Salzburg am 1. Mai 1816 endgültig unter Kaiser Franz I. zu Österreich. Der Grundgedanke der nun nicht mehr zum Kriegsdienst einberufenen Schützen lautete „Kameradschaft, Liebe zur Heimat, Brauchtum und aktive Beteiligung an Festen“.
19. JHDT. BIS IN DIE GEGENWART
Ab dem Jahr 1887 können namentlich Schützenkommandanten genannt werden.
In der Zeit von 1914, als der Erste Weltkrieg ausbrach, bis 1922 wurde die Vereinstätigkeit eingestellt.
Mit Ende des 19.Jhdts. wurde noch die ortsübliche Bauerntracht, die jeder Schütze hatte, getragen. Als Hut diente der niedrige Rundhut. Nur der Kommandant trug einen zweireihigen Rock mit Silberknöpfen. Auf dem Hut trug er einen Generalsbuschen.
In der Zwischenkriegszeit wurde die Vereinstätigkeit bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges von insgesamt drei Hauptmännern geführt.
Ab 1931 gab es einheitliche Uniformen. Dies war der Steirer-Anzug mit Hut (Hutschnüre mit rot-weißer Farbe). Die Offiziere und Chargen hatten blaue Blusen mit roten Aufschlägen sowie Hüte mit Federbuschen und Feldbinden. Die roten Aufschläge auf den Blusen sind mit der Waffenfarbe des Salzburger Hausregimentes Erzherzog Rainer zu erklären.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges
konnte erstaunlicherweise mit tatkräftiger Hilfe der „alten Schützen“ schon am 17. Juni 1945 eine Gründungssitzung zur Wiederaufnahme der Vereinstätigkeit abgehalten werden. Als neuer Schützenhauptmann wurde Sepp Egger, Neuwirt in Vigaun und späterer Landesschützenobrist, gewählt.
1946 konnte die neue Kompanie bei der Fronleichnamsprozession – „Großer Prangertag“ am 22.06.1946 – wieder mitmarschieren. Im Jahre 1950 wurde in Vigaun ein Schützenfest gefeiert, bei dem auch die alten Schützen geehrt wurden.
Im Jahre 1953 wurden die Historischen Prangerschützen Vigaun auf Vorschlag von Regierungsrat Kuno Brandauer mit grünen Waffenröcken, schwarzen Hosen, schwarzen Hüten mit grünem Federbuschen und weißen Riemen mit Patronentaschen einheitlich ausgerüstet. Die Uniformierung wurde am Pfingstsonntag 1953 gefeiert.
Auf Grund seiner Tätigkeit als Hauptmann wurde Sepp Egger 1959 zum Schützenmajor befördert. 1971 wurde er, der stets Kommandant der Historischen Prangerschützen Vigaun war, zum Schützenobristleutnant und Stellvertreter des Landeskommandanten ernannt.
1983 konnte im Gasthaus Neuwirt ein eigener Schützenraum eingerichtet werden. Dies ermöglichte die Ausrüstungsgegenstände endlich geordnet aufzubewahren. Nach dem Ableben von Schützenobrist Alfred Neureiter, Kastenhofbauer aus Oberalm, wurde Sepp Egger 1983 zum Landeskommandanten des Landes Salzburg gewählt und zum Schützenobrist bestellt.
1984
übernahm Josef Wallmann, Bauer vom „Oberklabach“ am Rengerberg, die Hauptmannschaft, die er bis 2024, 40 Jahre innehatte. In diese Zeit fallen die Abhaltung eines jährlichen Kirtages im Oktober ab 1985 sowie die Neueinkleidung am Pfingstmontag 1985, die Einrichtung des neuen Vereinsraumes im Feuerwehr- und Vereinshaus 1994 und das große Schützenfest im September 2000 mit einer neuerlichen Fahnenweihe.
Mit 2023
übernahm Herbert Wallmann die Obmannschaft und wurde im darauffolgenden Jahr 2024 zum nächsten Hauptmann gewählt.